Die ZWO ASI678MC gehört zu den leistungsfähigsten Allsky-Kameras für Tages- und Nachtbetrieb. Ihr rückwärtig belichteter Sony IMX678-Sensor bietet hohe Empfindlichkeit, niedrige Auslesegeräusche und volle RAW16-Unterstützung. Damit sind sowohl kontrastreiche Tagesaufnahmen als auch brillante Nachtaufnahmen möglich – vorausgesetzt, indi-allsky ist korrekt konfiguriert.
Dieser Beitrag beschreibt eine praxiserprobte Konfiguration für optimale Bildqualität bei Tag und Nacht. Die Werte sind abgestimmt auf:
- ZWO ASI678MC mit dem Standard-Objektiv
- RAW16-Bit-Verarbeitung
- indi-allsky (v2025.10.1)
- RGGB Bayer-Pattern
Ziel ist ein Setup, das ohne manuelle Eingriffe über das ganze Jahr stabile und hochwertige Ergebnisse liefert.
Optimale Einstellungen für den Tag
Der Tagesmodus erfordert maximale Dynamik, natürliche Farben und einen sauberen, blauen Himmel.
Belichtung und Gain
| Einstellung | Wert | Begründung |
|---|---|---|
| Gain Day | 0 | Maximale Dynamik, minimales Rauschen |
| Exposure Day | Auto | indi-allsky regelt zuverlässig herunter |
| Auto Gain | ON | Vermeidet Ausbrennen bei Sonne/Wolken |
| Target ADU Day | 90 | Optimal für ausgewogene RAW16-Belichtung |
Weißabgleich
Da sich das Tageslicht kontinuierlich ändert, liefert der automatische Weißabgleich bessere Ergebnisse als eine feste Einstellung.
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Auto White Balance Day | ON |
Farb- & Gamma-Werte
| Weißabgleich Rot Factor Day | 1.3 |
| Weißabgleich Grün Factor Day | 1.0 |
| Weißabgleich Blau Factor Day | 1.8 |
| Saturation Day | 1.3 |
| Gamma Day | 1.2 |
Diese Kombination erzeugt realistische Farben, kräftiges Blau im Himmel und gute Kontraste ohne Übersättigung.
Bildverarbeitung
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Daytime Contrast Enhance | OFF |
CLAHE oder andere Kontrastalgorithmen wirken bei Tageslicht unnatürlich und sollten deaktiviert bleiben.
Optimale Einstellungen für die Nacht
Der Nachtmodus hat zwei zentrale Ziele: einen möglichst dunklen, realistischen Himmel und gleichzeitig helle, klar sichtbare Sterne. Im Gegensatz zum Tag benötigt die Nacht eine manuelle Farbkalibrierung.
Gain, Belichtung, ADU
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Gain Night | 150 |
| Exposure Max | 25 Sekunden |
| Target ADU | 75 |
| Auto Gain Levels | 8 |
Diese Werte verhindern Überbelichtung, halten den Himmel dunkel und heben Sterne sauber hervor.
RAW16 erzwingen
ZWO-Kameras – zumindest meine ASI678MC – schalten bei Dunkelheit offenbar auf 8 Bit.
Damit das nicht passiert (siehe auch hier):
{ "CCD_VIDEO_FORMAT": { "on": ["ASI_IMG_RAW16"], "off": ["ASI_IMG_RAW8"] } }Damit bleibt das Format auch beim Übergang Tag → Nacht konsistent.
Manueller Weißabgleich bei Nacht
Warum kein automatischer Weißabgleich?
AWB interpretiert Sternfarben als Farbstich und macht den Himmel violett.
Die folgenden Werte liefern neutrale, astronomisch realistische Farben.
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Weißabgleich Rot Night | 1.2 – 1.3 |
| Weißabgleich Grün Night | 1.0 – 1.1 |
| Weißabgleich Blau Night | 1.3 – 1.4 |
| Saturation Night | 1.1 – 1.3 |
| Gamma Night | 1.3 – 1.5 |
Ergebnis: dunkler Himmel, neutrale Sterne, klare Wolkenstrukturen.
Night-Stretching
Das Stretching bestimmt maßgeblich, wie hell oder dunkel das Bild wirkt.
| Parameter | Wert |
|---|---|
| StdDev StdDevs | 1.5 |
| StdDev Gamma | 1.4 |
| MTF Shadows | 0.02 |
| MTF Midtones | 0.32 |
| MTF Highlights | 1.0 |
Diese Werte erzeugen:
- einen authentisch dunklen Nachthimmel
- gleichzeitig gut sichtbare Sterne
- stabile Wolkenzeichnung ohne Rauschen
Kontrasterhöhung in der Nacht
CLAHE wirkt bei Nacht besonders effektiv für schwache Sterne.
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Nighttime Contrast Enhance | ON |
| CLAHE Clip Limit | 1.2 – 1.5 |
| CLAHE Grid Size | 8 |
| 16-bit Contrast Enhance | OFF |
Mondmodus
Bei hellem Mond besteht die Gefahr des Ausbrennens.
Empfohlene Einstellungen:
| Parameter | Wert |
|---|---|
| Moon Gain | 25 |
| Moon Exposure Max | 8 Sekunden |
| Moonmode Contrast Enhance | OFF |
Damit bleiben Mond und Landschaft klar und ausgewogen.
Komplette Übersicht meiner aktuellen Einstellungen

Tag
- Gain: 0
- Auto Exposure: ON
- Auto White Balance: ON
- WB Red: 1.3 / Green: 1.0 / Blue: 1.8
- Saturation: 1.3
- Gamma: 1.2
- Target ADU: 90
- Contrast Enhance: OFF

Nacht
- Gain: 150
- Max Exposure: 25 s
- RAW16 erzwingen
- WB Red: 1.2 / Green: 1.0 / Blue: 1.4
- Saturation: 1.2
- Gamma: 1.4
- StdDev: 1.5 / Gamma: 1.4
- MTF: 0.02 / 0.32 / 1.0
- Target ADU: 75
- Contrast Enhance: ON (CLAHE 1.2)
Mond
- Gain: 25
- Max Exposure: 8 s
- Contrast Enhance: OFF
Tag–Nacht-Übergang und Moon Mode
Der automatische Übergang zwischen Tag, Nacht und Moon Mode ist entscheidend dafür, dass die Kamera stabil durchläuft, ohne dass du manuell eingreifen musst.
indi-allsky steuert den Wechsel primär über die Sonnen- und Mondhöhe sowie die Mondphase – ich nutze dabei folgende Werte:
- NIGHT_SUN_ALT_DEG: -10 – Ab einer Sonnenhöhe unter -10° schaltet das System in den Nachtmodus. Oberhalb davon läuft der Tagesmodus mit den Tageseinstellungen (Gain 0, Target ADU Day 90).
- NIGHT_MOONMODE_ALT_DEG: 10 – Steht der Mond höher als 10° über dem Horizont, kann der Moon Mode aktiv werden.
- NIGHT_MOONMODE_PHASE: 40 – Ab einer Mondphase von 40 % wird der Moon Mode relevant; darunter bleibt der reguläre Nachtmodus aktiv.
Der Ablauf im Betrieb sieht damit typischerweise so aus:
- Tagsüber:
Tagesmodus mit Gain 0, Target ADU Day 90, automatischem Weißabgleich und deaktivierter Kontrasterhöhung. Das sorgt für maximale Dynamik und natürliche Farben. - Dämmerung → Nacht:
Sobald die Sonne unter -10° fällt, wechselt indi-allsky in den Nachtmodus mit Gain 150 und Target ADU 75. Die Bildverarbeitung setzt dann auf die Nachtparameter (manueller Weißabgleich, Gamma Nights, Night-Stretch, CLAHE). - Heller Mond:
Wenn der Mond höher als 10° steht und die Phase über 40 % liegt, kann der Moon Mode greifen. Hier arbeitest du mit deutlich reduziertem Gain (z. B. Gain 25) und kürzeren Belichtungszeiten, um Ausbrennen rund um den Mond zu vermeiden.
Wichtig in der Praxis:
Der Tag–Nacht-Übergang ist in deiner Konfiguration bewusst konservativ gewählt (Sonnenhöhe -10° statt -6°). Dadurch wird vermieden, dass in der nautischen Dämmerung zu früh in den vollen Nachtmodus geschaltet wird, während der Himmel visuell noch relativ hell ist. Gleichzeitig sorgt der Moon Mode dafür, dass Nächte mit hellem Mond nicht „überbelichtet“ wirken und Sterne im Umfeld des Mondes nicht komplett ausfressen.